Was ist ein Selbstporträt?
Selbstportraits oder Selbstbildnisse bezeichnen die Selbstdarstellung der Physiognomie eines bildenden Künstlers. Dazu können verschiedene Mittel der Malerei, Grafik, Plastik oder Fotografie verwendet werden. Während Uneinigkeit über Selbstbildnisse in der Antike herrscht, sorgt spätestens das sich wandelnde Künstlerselbstverständnis in der Renaissance für Bildbeispiele.
Idealisierte Selbstporträts
Das frühste bekannte Selbstportrait der autonomen europäischen Malerei lieferte Jan van Eyck um 1433. Zu dieser Zeit sind Maler noch sehr eng an ihren Status als Handwerker gebunden. Aus diesem Grund sind persönliche Portraits selten und es wird sich in diesen an standesbedingten Verpflichtungen orientiert. Das Selbstporträt des Künstlers stellt ihn also verkleidet, innerhalb einer Allegorie oder als Augenzeuge eines Geschehens dar. In der langsam vollzogenen Abkehr vom Zunftdenken stellen Selbstporträts in der Renaissance eine neue Art der Selbstdarstellung dar. Albrecht Dürers Selbstbildnis im Pelzrock legt mit der Abweichung vom Realismus und einer idealisierten Präsentation seines Selbst einen Grundstein des Künstlers als freischaffende Person.
Selbstporträts und der Quecksilberspiegel
Die schwindende Betrachtung der Malerei als reines Handwerk öffnet die Türen für eine neue Tradition des Selbstporträts. Namen wie Tizian, van Dyck, Rubens und Rembrandt prägen die Selbstdarstellung in der Porträtmalerei im 16. und 17. Jahrhundert. Die Erfindung des Quecksilberspiegels verstärkt den Hang zur Selbstbeobachtung und Identitätsfindung. Bis zum 20. Jahrhundert ist das Selbstporträt eine experimentelle Selbstdeutung und ein Lebensprotokoll sowie die Stilisierung seiner selbst. Im Laufe der Zeit werden nicht nur beobachtete soziale und emotionale Situationen in Porträts festgehalten, sondern auch die dunkle unbekannte Seite eines Selbst dargestellt. Im Spiegelbild sieht man nicht ausschließlich die Möglichkeit der Identitätsfindung, sondern auch der Entfremdung.
Selbstporträts berühmter Künstlerinnen
Obwohl die Kunst wie andere Branchen häufiger durch die Dominanz maskuliner Betrachtungsweisen geprägt ist, gibt es eine Vielzahl von Künstlerinnen, welche durch ihre Selbstporträts Bekanntheit erlangten. Die persönlichen Porträts sind nicht nur ein Abbild der Erschafferinnen, sondern beleuchten gesellschaftliche und politische Fragen ihrer Zeit aus der eigenen Perspektive.
Eine Ikone der Selbstporträts: Frida Kahlo
Im Zuge der Frauenbewegung der Siebziger Jahre erlangte die damals bereits verstorbene mexikanische Künstlerin Frida Kahlo internationale Aufmerksamkeit. Von 143 bekannten Bildern sind 55 Bilder Selbstporträts. Ihre Kunst wird dem Surrealismus zugeordnet. Die mexikanische Künstlerin mit den zusammengewachsenen Augenbrauen und dem Damenbart nutzte ihre Selbstporträts, um verschiedene Merkmale der präkolumbianischen Kulturen in Mexiko hervorzuheben. Ihr von Schicksalsschlägen geprägtes Leben spiegelt sich in ihren Bildern wider. Diese wurden Ausdruck ihrer seelischen und körperlichen Qualen.
Moderne Porträtmalerei: Zwischen schnellen Fotos und bildender Kunst
Als Porträtmalerin mit Anspruch an Echtheit und Unverfälschtheit ist es ein Wunsch, die schnelle Fotografie für besondere Momente durch die Präzision und im klassischeren Sinne künstlerischen Natur der Malerei zu ersetzen. Mit dem Einfluss der Geschichte der Selbstbildnisse und einem präsenten Künstlerselbstverständnis
widme ich mich dem persönlichen Portrait oder dem Porträt als Darstellung des Menschen als Produkt seiner Umwelt. Durch die detaillierte Auseinandersetzung mit den portraitierten Personen, die ein Porträt zeichnen lassen möchten versuche ich nicht nur die äußerlichen Merkmale festzuhalten, sondern eine umfassende Darstellung einer Person zu kreieren.
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